Wie (zu) hohe Erwartungen des Reiters an sich und das Pferd zu Problemen führen können und warum ein gutes Gefühl am Ende jedes Trainings oder Turniers wichtig ist.
Als Pferdesportlerin kennst du sicherlich das Gefühl, alles perfekt machen zu wollen. Du möchtest nur das Beste für dein Pferd und verzeihst dir auch beim Reiten keine Fehler. Doch manchmal kann dieser Perfektionismus zum Problem werden und dem Pferd schaden.
In diesem Blogbeitrag möchte ich dir zeigen, warum zu hohe Erwartungen und oft selbstgemachter Druck zu mangelnder Losgelassenheit führt. Ausserdem, wie du mit einer positiven Einstellung mehr Leichtigkeit beim Reiten erreichst und damit viel zum Wohlbefinden und zur Motivation deines Pferdes beitragen kannst.
Zu hohe Erwartungen führen zu mangelnder Losgelassenheit
Wenn wir als Reiter zu hohe Erwartungen an uns und unser Pferd haben und nur noch darauf achten, alles perfekt und richtig zu machen, meinen wir zwar, dass wir das Richtige für unser Pferd tun. Ich kann dir aber sagen, dass es in den allermeisten Fällen das Gegenteil bewirkt.
Wir vergessen, wie sich das für das Pferd anfühlen muss. Durch den Druck, den wir uns selbst machen, verkrampfen wir uns mental und körperlich, was sich immer auf das Pferd überträgt.
Das Pferd kann nicht unterscheiden, ob der Reiter sich selbst unter Druck setzt und hohe Leistungsansprüche an sich selbst hat oder ans Pferd, es spürt einfach den Druck. Und die meisten Pferde können nicht gut mit Druck umgehen, die sensiblen gar nicht.
Reiter UND Pferd können somit nicht die Losgelassenheit und Leichtigkeit erreichen, die es für eine gute, funktionierende Kommunikation und ein vertrauensvolles, harmonisches Miteinander braucht.
Pferde zeigen es oft durch Verspannungen im Körper, was viele Reiter als Ungehorsam oder ‘Schwierig sein’ interpretieren.
Da hilft auch ein Pferdetherapeut nicht nachhaltig: Die wirkliche Lösung beginnt beim Reiter im mentalen Bereich.
Fokus auf Schwächen statt Stärken
Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was nicht so gut geht oder auf unsere Schwächen und/oder die des Pferdes, verlieren wir den Blick für die Stärken und das, was gut geht.
Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was nicht klappt, fühlt sich das Pferd schnell überfordert und gestresst, genau wie wir. Indem wir uns auf die Stärken des Pferdes konzentrieren und die Schwächen wohlwollend akzeptieren, stärken wir das Selbstbewusstsein des Pferdes und fördern seine Motivation und Freude an der gemeinsamen Arbeit.
Vergiss, alles richtig machen zu wollen
Es ist wichtig, sich von dem Gedanken zu verabschieden, immer alles perfekt machen zu wollen. Fehler passieren, auch beim Reiten. Wichtig ist, daraus zu lernen und weiterzumachen. Sich mit anderen zu vergleichen macht keinen Sinn, weil wir einzigartig sind, genauso wie auch unser Pferd. Finde heraus, was euch beiden Spass macht und mach mehr von dem!
Uns und unsere reiterliche Entwicklung wertzuschätzen und jede Zeit mit dem Pferd zu geniessen, sollte erste Priorität haben.
Indem wir uns vom Perfektionismus und den Selbstzweifeln lösen, lassen wir mehr Gelassenheit, Toleranz und Leichtigkeit in unser Leben, was uns und unserem Pferd mehr Qualität in der gemeinsamen Zeit gibt.
Positiver Reiter, positive Körperspannung
Eine positive Einstellung hat einen sehr grossen Einfluss auf uns selbst und auf unser Pferd, das erlebe ich während der Zusammenarbeit mit ReiterInnen immer wieder. Wenn wir als Reiter positiv und motiviert sind, überträgt sich das auf das Pferd.
Genauso wie zu hohe Erwartungen unseren Körper und den des Pferdes verspannen, können wir durch eine bedingungslose, positive Einstellung beide Körper in eine positive Körperspannung bringen. Und mit dieser positiven Körperspannung fällt beiden alles leichter, was logischerweise zu früher oder später zu Erfolgen führt.
Gutes Gefühl beim Absteigen vom Pferd
Am Ende jedes Zusammensein, jedes Trainings und jedes Turniers sollte sowohl der Reiter als auch das Pferd ein gutes Gefühl haben.
Indem wir uns auf das Wohl des Pferdes konzentrieren, egal wo wir sind und was wir mit dem Pferd machen, können wir das Selbstbewusstsein des Pferdes stärken.
Schliesslich ist ja das Pferd unser Sportpartner, der die ganze Arbeit macht.
Das gilt es, unabhängig unserer oder seiner Leistung, unbedingt wertzuschätzen!
Pferd als Lernpartner
Wir sollten uns immer daran erinnern, dass das Pferd unser absolut bester Lernpartner ist, wenn es darum geht, authentisch zu sein. Wenn irgendwas nicht klappt, dann hat uns das Pferd entweder nicht verstanden, es vertraut uns nicht, ist verunsichert oder überfordert, oder es spürt, dass wir irgendwelche Zweifel haben.
Indem wir uns auf die Bedürfnisse des Pferdes einstellen und es als Partner auf Augenhöhe behandeln, können wir sehr viel lernen. Das bedeutet auch, dass wir als Reiter bereit sein müssen, unsere alten Muster zu hinterfragen, uns auf das Pferd einzulassen, auf unser Gefühl zu hören und flexibel und tolerant zu sein.
Innere Stärke, Selbstvertrauen und Selbstsicherheit
Ein wichtiger Aspekt im Reitsport ist die innere Stärke, das Selbstvertrauen und die Selbstsicherheit des Reiters.
Indem wir uns auf unsere Einzigartigkeit und unsere eigenen Fähigkeiten konzentrieren, uns von negativen Gedanken lösen und unsere Aufmerksamkeit dem Positiven schenken, fühlen wir uns innerlich gestärkt. Wir werden selbstsicherer, wodurch wir auch für das Pferd vertrauenswürdiger werden. Das macht uns und unser Pferd gelassener, was sich wieder positiv aufs Reiten, die Trainings und die Leistungen am Turnier auswirkt.
Mentale Stärke und persönliches Befinden
Der Reitsport ist nicht nur körperlich, sondern auch mental anspruchsvoll. Das Pferd reagiert immer auf unsere Gedanken, unsere Einstellung und unseren Stress, oft schneller und intensiver als uns lieb ist.
Es ist wichtig, dass der Reiter auf sein mentales Befinden achtet und seinen Stress und Ärger hinter sich lässt, bevor er zum Pferd geht und in das Gefühl von Freude und Gelassenheit eintaucht.
Sei so, wie du gerne dein Pferd hättest, sei sein Vorbild!
Pferd als Partner, nicht als Sportwerkzeug
Als wichtigstes sollte uns immer bewusst sein, dass das Pferd ein einzigartiges Lebewesen mit all seinen Erfahrungen, Prägungen, Talenten und Schwächen ist und kein Sportswerkzeug.
Indem wir das Wohl des Pferdes in den Vordergrund stellen und es als Partner auf Augenhöhe sehen, können wir ein harmonisches und erfolgreiches Miteinander erreichen.
Das Pferd ist nicht dafür verantwortlich, dass wir uns gut fühlen. Wir sind aber dafür verantwortlich, dass sich das Pferd gut, sicher und wertgeschätzt fühlt. Denn dann wird das Pferd auch mal über sich hinauswachsen, wenn es drauf ankommt, was ich mehrmals sehr dankbar mit meinen Pferden erleben durfte.
Tipps für weniger Perfektionismus und mehr Gelassenheit und Leichtigkeit beim Reiten:
- Sei tolerant mit dir und deinem Pferd und konzentriere dich auf eure Stärken
- Lasse mehr Gelassenheit in dein Leben
- Löse dich von dem Gedanken, alles perfekt machen zu wollen.
- Erlaube dir und deinem Pferd, Fehler machen zu dürfen
- Sei ein positiver Reiter und gehe mit Freude zu deinem Pferd
- Stelle das Wohl des Pferdes in den Vordergrund und achte darauf, dass sowohl du als auch das Pferd am Ende des Trainings oder des Turniers ein gutes Gefühl habt.
- Lerne, auf dein Gefühl zu vertrauen und deinen eigenen Weg zu gehen.
- Sieh das Pferd als Lernpartner auf Augenhöhe an, sei bereit, dich auf das Pferd einzulassen und ihm zuzuhören, was es dir sagen möchte.
- Achte auf dein persönliches Befinden und arbeite an deiner mentalen Stärke.
- Entscheide dich für positive Gedanken.
- Gib dir und dem Pferd Zeit und Raum, um euch zu entwickeln und zu lernen.
Perfektionismus, hohe Erwartungen und Druck kann dazu führen, dass sich der Reiter zu sehr auf sich selbst konzentriert, nie zufrieden ist und dadurch das Wohl des Pferdes ungewollt aus den Augen verliert. Indem wir uns als Reiter auf die Bedürfnisse des Pferdes einstellen und es als Partner auf Augenhöhe betrachten und auch so behandeln, können wir ein harmonisches, vertrauensvolles und erfolgreiches Miteinander erreichen.
Fehler zu machen ist menschlich und man kann lernen, damit umzugehen. Oft ist es sogar das, was nicht perfekt läuft, genau das, was uns reiterlich und persönlich weiterbringt.
Es ist wichtig, dass wir uns auf das konzentrieren, das gut geht, was uns und unserem Pferd Spass macht, damit wir eine vertrauensvolle Basis haben, wo wir drauf aufbauen können.
Wenn wir uns für positive Gedanken entscheiden, fühlen wir uns besser, was auch unserem Pferd ein gutes Gefühl gibt. Dadurch stärken wir gleichzeitig unser Selbstvertrauen und unsere Selbstsicherheit, womit wir uns und unserem Pferd immer mehr zutrauen und Erfolge eine logische Folgerung werden.
Mit unserer positiven Einstellung und mehr Gelassenheit und Toleranz können wir als Reiter mehr Leichtigkeit und Harmonie in unser Reiten bringen und den Bedürfnissen des Pferdes gerechter werden.
Wir erhalten so die Möglichkeit, uns persönlich, und zusammen mit dem Pferd, weiterzuentwickeln und als Team zu wachsen.
Um wirklich so zusammenzuarbeiten, dass es für Reiter UND Pferd stimmt!
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Gerne kannst du unten im Kommentarfeld deine Erfahrung mit «Perfektionismus beim Reiten» mit mir teilen. Ich freue mich!
Ich bin ein absolutes negatives Beispiel für perketionismus. Ich hatte immer hohe Erwsrtungen an mich weil ich Reittechnisch mich nicht so gut einschätzte, und an meine Pflegepferde. Ein Ross ging dann zweimal mit mir durch, und auch sonst hatte ich immer mit den Rössern zu kämpfen. Aber ich habe die Schuld immer bei mir gesucht,. So habe ich viele Webinare besucht um heraus zu finden was ich tun kann.
Jetzt, aber ich bin immer noch dran unf bleibe dran, glaube ich, habe ich einen richtigrn Weg gefunden denn genau den, den Du hier so gut beschrieben hast.
Ich bin schon viel gelassener und freue mich auf jedes einzelne Pferd ald RB, das sind drei, die sehr verschieden sind. Aber genau das macht es auch so spannend für mich. Ich bin meeega happy und so froh, dass man so vieles im Internet erfahren kann und dies umsetzen kann. Meeega.
Liebe Carmen, vielen Dank für deinen Kommentar.
Ja, auch wenn ich mich seit 40 Jahren mit Pferden beschäftige, bin ich immer wieder von neuem überrascht, wie extrem feinfühlig Pferde auf unser SEIN, unsere Gedanken und unsere Einstellung reagieren. Auf jeden Fall viel feinfühliger, als die allermeisten ReiterInnen denken.
Und ich freue mich sehr mit dir, dass du deinen Weg gefunden hast, um die Zeit mit den Pferden so richtig geniessen zu können!